Ist interkulturelle Kompetenz wichtig?
- Thorsten Bogner
- 24. Juni 2022
- 2 Min. Lesezeit
Kommunikation - kaum ein Thema ist in der heutigen Unternehmenswelt so wichtig. Wer im internationalen Umfeld gute Beziehungen pflegen will, braucht dazu vor allem eines: interkulturelle Kompetenz.
Fast alle größeren Unternehmen agieren heute in einem internationalen Umfeld. In fast allen Bereichen wird nicht nur in verschiedenen Sprachen kommuniziert, sondern es mischen sich auch die jeweiligen Kulturen. Der Begriff „Kultur“ ist schwierig zu fassen. Der Duden sagt dazu: „Die Gesamtheit der von der Menschheit im Prozess ihrer Auseinandersetzung mit der Umwelt geschaffenen und ihrer Höherentwicklung dienenden materiellen Güter sowie der geistigen, künstlerischen und moralischen Werte.“
Doch was heißt das konkret für den Umgang mit anderen Menschen? Einfach gesagt ist es die Art und Weise, wie wir die Dinge hier handhaben („How we do things around here“). Diese etwas flapsige Erklärung verdeutlicht auch, warum es für Menschen aus anderen Kulturen schwierig sein kann, zusammenzuarbeiten: Sie haben eine andere Auffassung von Umgangsformen, Prozessen und Kommunikation. Die Beispiele fangen oft schon bei der Begrüßung an und reichen über Trinkgeld bis hin zu Steuern und religiösen Bräuchen. Kulturelle Unterschiede sieht man besonders deutlich bei der Verbindlichkeit von Terminen. Kommen etwa südeuropäische Geschäftspartner*innen zu spät zum Meeting, ist das kein Zeichen für geringe Wertschätzung oder Respektlosigkeit. Ist man in Japan jedoch nicht auf die Minute pünktlich, ist das ein Affront, der sich nur schwer ausmerzen lässt. In diesen Situationen lassen sich Missverständnisse vor allem vermeiden, indem man sich mit dem kulturellen Hintergrund seines Gegenübers auseinandersetzt. Doch das ist leicht gesagt …
WAS STEHT INTERKULTURELLEM VERSTÄNDNIS IM WEG?
Es ist nur natürlich, die Welt aus der eigenen Perspektive zu betrachten. Genauso menschlich ist es, aus den eigenen Erfahrungen zu generalisieren. Im Übermaß führen diese Tendenzen jedoch zu folgenden Phänomenen, die interkulturelles Verständnis erschweren:
Ethnozentrismus: Der Glaube, dass die eigene Kultur besser oder richtig ist.
Vorurteile: Unbegründete Meinungen gegenüber anderen.
Stereotype: Starke Verallgemeinerungen über Gruppen von Menschen zu Lasten des Individuums.
Natürlich sind Stereotype nicht immer negativ. Deutsche z.B. gelten als pünktlich, diszipliniert, direkt und fleißig. Doch dieser gleiche Deutsche kann auch als unfreundlich, unflexibel und humorlos wahrgenommen werden. Doch warum kommt es zu solchen unterschiedlichen Wahrnehmungen?
LOW-CONTEXT VS. HIGH-CONTEXT KULTUREN
In der Anthropologie vergleicht man Kulturen danach, wie wichtig der Kontext bei sprachlicher Interaktion ist. In Low-Kontext Kulturen wird sehr explizit kommuniziert. Deutschland liegt, man ahnt es schon, hier ganz weit vorne. Auch in Skandinavien und dem angelsächsischen Raum sind Aussagen ohne viel kulturellen Kontext zu verstehen. In Afrika, Nah- und Fernost ist eine Kenntnis der Kultur hingegen nötig, um effektiv zu kommunizieren. Hier müssen Ton, Körpersprache und Kontext noch deutlich stärker mit einbezogen werden, um die Nachricht korrekt zu interpretieren. Ein Beispiel stammt von Edward T. Hall. Hier wurden Menschen aus unterschiedlichen Kulturen gefragt, ob sie eine bestimmte Aufgabe bis morgen erledigen können. An den Antworten sieht man, wie interkulturelle Kompetenz sprachliches Verständnis im internationalen Kontext ergänzt:
Deutschland: „Ja“ = Ja
USA: „Ja, ich tue mein Bestes“ = Wahrscheinlich
Japan: „Ich tue mein Bestes“ = Eher nicht
Japan: „Ja, ich tue mein Bestes“ = Wahrscheinlich
China: „Ja“ = Vielleicht
Russland: „Nein“ = Vielleicht
Vor allem für Einsätze in fremden Kulturen, weit weg von der heimischen Kultur, kann es durch eine mangelnde interkulturelle Kompetenz sehr schwer sein mit Menschen aus High-Kontext Kulturen zu kommunizieren und umgekehrt.

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